Georg Bernhard Glandorff        Die Täuschung

 

Ja, es ist Aurora, die ich schaute.

Ach! sie eilt zur Flammenbahn zurück,

Zu genießen holder Liebe Glück,

Ehe noch ihr Purpurabend thaute.

 

Süße Täuschung, der ich Armer traute!

Ihren Liebling sucht der trunkne Blick,

Und zertrümmert ist das stolze Glück,

Das ich mir aus Träumen lustig baute.

 

Dieser Rosenstirne Majestät,

Dieses hehre, göttlich milde Leben,

Dieser Gang, den eine Göttin geht,

 

Konnten nicht des Auges Blendung heben?

Doch, jetzt fühl’ ich trauernd: Nein, ach, nein,

Eine Göttin kann nicht sterblich seyn!

 

 

 

 

 

Georg Bernhard Glandorff        Das Herrlichste

 

Schön ist’s, wann in lieblicher Magie

Sich des Geistes süße Kinder falten,

Wunderhold mit rosigen Gestalten

Ausgeschmückt von Mutter Phantasie.

 

Herrlich, wem zum Lohn für Kampfesmüh’,

Weil elysisch seine Töne hallten,

Wo der Schönheit Zauberformen walten,

Bei Homer den Rang die Gottheit lieh.

 

Herrlicher, wem süßer Menschheit Thräne

Nieder von geweihter Wange quillt,

Wer der Armuth banges Heischen stillt,

 

Und der Kerkernächte Klaggestöhne!

Ihm, umstrahlt von reinem Sonnenglanz,

Reicht die Gottheit ihren eignen Kranzz.